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Ein­sprü­che

Das of­fi­zi­ell ver­kün­de­te „Er­geb­nis“ der Kom­mu­nal­wah­len vom 7. Mai 1989 wies mit 1,15 Pro­zent den höchs­ten An­teil an Nein-​Stimmen in der DDR-​Geschichte auf, doch kri­ti­sche Bür­ger konn­ten bei fast allen be­ob­ach­te­ten Aus­zäh­lun­gen mas­si­ve Wahl­fäl­schun­gen nach­wei­sen. Die Pro­tes­te gegen den Wahl­be­trug setz­ten noch am Wahl­abend ein und zogen in den fol­gen­den Mo­na­ten eine Welle von De­mons­tra­tio­nen nach sich. Die Bür­ger­rechts­be­we­gung er­hielt spür­ba­ren Auf­trieb.

 

Be­reits wäh­rend der Wah­len kam es zu ers­ten, sorg­fäl­tig pro­to­kol­lier­ten Pro­tes­ten.

Fried­rich Schor­lem­mer zähl­te zu den Vie­len, die in den fol­gen­den Tagen Ein­spruch gegen die Aus­zäh­lung er­ho­ben, deren öf­fent­li­che Kon­trol­le ver­lang­ten und das „weit ver­brei­te­te Miß­trau­en in staat­li­ches Han­deln, das hin­ter ver­schlos­se­nen Türen ge­schieht“, ge­nährt sahen.


Die ver­öf­fent­lich­ten Ge­samt­ergeb­nis­se wi­der­spra­chen den be­ob­ach­te­ten Teil­re­sul­ta­ten aus ein­zel­nen Wahl­lo­ka­len. Die von Er­klä­rungs­not und Aus­kunfts­un­wil­lig­keit ge­präg­ten Re­ak­tio­nen der dar­auf­hin be­frag­ten staat­li­chen Stel­len ver­fes­tig­ten den Ein­druck, dass „den zu­stän­di­gen Be­hör­den an einer Auf­klä­rung der gra­vie­ren­den Wi­der­sprü­che nicht ge­le­gen ist“.


Die Op­po­si­ti­on mahn­te jetzt immer deut­li­cher die „Um­ge­stal­tung und Er­neue­rung“ an, „um eine wei­te­re Sta­gna­ti­on un­se­rer Ge­sell­schaft zu ver­hin­dern“. Das „über­hol­te und über­leb­te“ Wahl­ge­setz müsse über­ar­bei­tet wer­den. „Friedens-​, Menschenrechts-​ und Um­welt­grup­pen“ solle die Mög­lich­keit ver­schafft wer­den, ei­ge­ne Kan­di­da­ten auf­zu­stel­len.